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Fälschung von Studien
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Fälschung von Studien
Schmerzforscher im Pharmasumpf
Scott Reuben galt als Pionier der Schmerzforschung. Seinen Empfehlungen folgten Ă„rzte weltweit: Aber 21 seiner Studien sind frei erfunden
"Das ist ein Skandal ohne Beispiel", sagt Edmund Neugebauer. Der Professor für Chirurgische Forschung an der Universität Witten-Herdecke findet für den einst angesehenen US-Wissenschaftler Scott Reuben deutliche Worte. "Eine so schwere Verfehlung ist nicht wieder gut zu machen. Reuben ist damit wissenschaftlich tot und gehört entlassen." Gemeint ist ein Betrugsfall, der derzeit vor allem die Mediziner in den USA schockiert. Seit 1996 hat der Anästhesist Scott Reuben vom Baystate Medical Center in Springfield, Massachusetts, mindestens 21 seiner Studien schlichtweg frei erfunden. Viele seiner gefälschten Ergebnisse sind in Leitlinien für Ärzte eingeflossen.
"Wir sprechen über Millionen von Patienten weltweit, deren postoperative Schmerzbehandlung von den Forschungsergebnissen von Dr. Reuben beeinflusst worden sind," sagte Steven Shafer dem Scientific American. Er ist Chefredakteur des Magazins Anesthesia & Analgesia, das zehn der fragwürdigen Studien des Schmerzforschers veröffentlicht hat. 2007 hatte die gleiche Zeitschrift Rubens Arbeiten noch als "sorgfältig geplant und akribisch dokumentiert" gelobt. Der Mediziner galt seit Anfang der neunziger Jahre als ausgewiesener Experte auf dem Gebiete der Schmerztherapie nach Operationen. Viele seiner Empfehlungen wurden im Klinikalltag umgesetzt, auch in Deutschland.
"Wir haben die neuen Leitlinien zur Akutschmerztherapie sofort durchforstet und werden nun alle Hinweise auf Reuben löschen," sagt Neugebauer. Der Chirurgie-Professor hat die Empfehlungen der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Schmerztherapie (DIVS) mit herausgegeben. Die Kernaussagen der Leitlinien müssten jedoch nicht geändert werden. "Zwar verliert ihre Bedeutung etwas, wenn man die sechs, sieben zitierten Studien Reubens wegstreicht. Doch kaum ein Patient wurde deswegen grundsätzlich falsch behandelt oder hat falsche Medikamente verschrieben bekommen", sagt Marcus Schiltenwolf, Vizepräsident der DIVS.
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Die Machenschaften Reubens wurden eher zufällig entdeckt. Bereits im Mai vergangenen Jahres stieß ein leitender Angestellter des Baystate Medical Centers auf Ungereimtheiten in Reubens Arbeit. Während einer Routineprüfung stellte sich heraus, dass zwei Studien des Mediziners noch nicht vom Gutachtergremium der Klinik genehmigt wurden. Eine anschließende Untersuchung führte jetzt dazu, dass insgesamt 21 Studien des Schmerzforschers zurückgezogen wurden.
Reubens ist seit Mai 2008 beurlaubt und wurde von jeglichen medizinischen Forschungsarbeiten und Lehrtätigkeiten entbunden. Sein Anwalt richtete im Scientific American aus, dass sein Mandant "zutiefst bereue", was passiert sei. Er würde derzeit mit den Untersuchungsbehörden zusammenarbeiten.
Große Nähe zu Pharmakonzernen
Besonders dubios am Fall Scott Reuben: Der Anästhesist war offenbar gefährlich nahe mit großen Pharmakonzernen wie Pfizer und Merck verbandelt. Paul White, Redakteur bei Anesthesia & Analgesia schätzt, dass Reubens Studien zum milliardenschweren Verkauf potenziell gefährlicher Schmerzmittel geführt haben. Unter den Pillen, denen Reuben in seinen ausgedachten Arbeiten offenbar gute Wirksamkeit bescheinigte, sind Celebrex und Vioxx.
Schmerzforscher im Pharmasumpf
Letzteres Medikament musste 2004 von Merck vom Markt genommen werden, nachdem es besonders in den USA massenweise verschrieben worden war. Zahlreiche Menschen erlitten nach der längerfristiger Einnahme des Schmerzmittels Herzinfarkte. Im Mai 2005 berichtete die Medizinzeitschrift The Lancet, dass Vioxx in fünf Jahren bei hochgerechnet 88.000 bis 140.000 Menschen allein in den USA schwere Schäden an den Herzkranzgefäßen verursacht haben soll. 44 Prozent dieser Fälle seien tödlich verlaufen. Auch dem Rheuma-Medikament Celebrex werden ähnliche Nebenwirkungen nachgesagt. Es darf nur noch sehr eingeschränkt verwendet werden.
Doch Reubens Verstrickung mit der Pharmaindustrie endet hier nicht: Zwischen 2002 und 2007 erhielt der Mediziner Fördermittel von Pfizer. Zudem war Reuben als bezahlter Sprecher für den Konzern tätig. "Möglicherweise ist Herr Reuben kein Einzelfall. Die Unterstützung der Forschung und von klinischen Studien durch die Industrie ist heute gewünscht und zum Teil unverzichtbar", sagt der Präsident der DIVS, Heinz Laubenthal. "Allerdings ist das sicherlich die Spitze des Eisbergs eines ganzen Systems von Vorteilnahme. Aufgrund des wirtschaftlichen Drucks großer Konzerne sind die Grenzen zwischen dem was legal und dem, was illegal ist, fließend", sagt auch der DIVS-Vize Marcus Schiltenwolf. Jeder Mensch habe seinen Preis.
Wie kann es aber sein, dass ein angesehener Forscher über zwölf Jahre hinweg Studien komplett erfindet, ohne dass dies jemand merkt? Reuben selbst ist nicht der einzige Autor, dessen Name auf den gefälschten Publikationen erschienen ist. "Er hat sich offenbar sehr kreativ angestellt", sagt Schiltenwolf. "Entweder hat er seine Mitautoren geschmiert oder deren Einverständnis wurde gefälscht."
Chirurgie-Professor Neugebauer sieht noch ein weiteres Problem, vor allem bei den Magazinen, die Reubens Arbeiten veröffentlichten: "Viele der eingereichten Daten werden nicht noch einmal im Detail kontrolliert." Ein Abgleich mit den Urdaten finde oft nicht statt und interne Gutachter könnten Fälschungen nicht immer ausschließen.
"Das Ganze wirft ein sehr ungünstiges Licht auf die Qualitätssicherung klinischer Studien in den USA", sagt DIVS-Präsident Laubenthal. Ergebnisse müssen offenbar noch viel gründlicher und intensiver kontrolliert werden. Allerdings: "Wissenschaft wird immer auf Vertrauen basieren". Dieses hat Scott Reuben schändlich missbraucht.
Scott Reuben galt als Pionier der Schmerzforschung. Seinen Empfehlungen folgten Ă„rzte weltweit: Aber 21 seiner Studien sind frei erfunden
"Das ist ein Skandal ohne Beispiel", sagt Edmund Neugebauer. Der Professor für Chirurgische Forschung an der Universität Witten-Herdecke findet für den einst angesehenen US-Wissenschaftler Scott Reuben deutliche Worte. "Eine so schwere Verfehlung ist nicht wieder gut zu machen. Reuben ist damit wissenschaftlich tot und gehört entlassen." Gemeint ist ein Betrugsfall, der derzeit vor allem die Mediziner in den USA schockiert. Seit 1996 hat der Anästhesist Scott Reuben vom Baystate Medical Center in Springfield, Massachusetts, mindestens 21 seiner Studien schlichtweg frei erfunden. Viele seiner gefälschten Ergebnisse sind in Leitlinien für Ärzte eingeflossen.
"Wir sprechen über Millionen von Patienten weltweit, deren postoperative Schmerzbehandlung von den Forschungsergebnissen von Dr. Reuben beeinflusst worden sind," sagte Steven Shafer dem Scientific American. Er ist Chefredakteur des Magazins Anesthesia & Analgesia, das zehn der fragwürdigen Studien des Schmerzforschers veröffentlicht hat. 2007 hatte die gleiche Zeitschrift Rubens Arbeiten noch als "sorgfältig geplant und akribisch dokumentiert" gelobt. Der Mediziner galt seit Anfang der neunziger Jahre als ausgewiesener Experte auf dem Gebiete der Schmerztherapie nach Operationen. Viele seiner Empfehlungen wurden im Klinikalltag umgesetzt, auch in Deutschland.
"Wir haben die neuen Leitlinien zur Akutschmerztherapie sofort durchforstet und werden nun alle Hinweise auf Reuben löschen," sagt Neugebauer. Der Chirurgie-Professor hat die Empfehlungen der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Schmerztherapie (DIVS) mit herausgegeben. Die Kernaussagen der Leitlinien müssten jedoch nicht geändert werden. "Zwar verliert ihre Bedeutung etwas, wenn man die sechs, sieben zitierten Studien Reubens wegstreicht. Doch kaum ein Patient wurde deswegen grundsätzlich falsch behandelt oder hat falsche Medikamente verschrieben bekommen", sagt Marcus Schiltenwolf, Vizepräsident der DIVS.
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Die Machenschaften Reubens wurden eher zufällig entdeckt. Bereits im Mai vergangenen Jahres stieß ein leitender Angestellter des Baystate Medical Centers auf Ungereimtheiten in Reubens Arbeit. Während einer Routineprüfung stellte sich heraus, dass zwei Studien des Mediziners noch nicht vom Gutachtergremium der Klinik genehmigt wurden. Eine anschließende Untersuchung führte jetzt dazu, dass insgesamt 21 Studien des Schmerzforschers zurückgezogen wurden.
Reubens ist seit Mai 2008 beurlaubt und wurde von jeglichen medizinischen Forschungsarbeiten und Lehrtätigkeiten entbunden. Sein Anwalt richtete im Scientific American aus, dass sein Mandant "zutiefst bereue", was passiert sei. Er würde derzeit mit den Untersuchungsbehörden zusammenarbeiten.
Große Nähe zu Pharmakonzernen
Besonders dubios am Fall Scott Reuben: Der Anästhesist war offenbar gefährlich nahe mit großen Pharmakonzernen wie Pfizer und Merck verbandelt. Paul White, Redakteur bei Anesthesia & Analgesia schätzt, dass Reubens Studien zum milliardenschweren Verkauf potenziell gefährlicher Schmerzmittel geführt haben. Unter den Pillen, denen Reuben in seinen ausgedachten Arbeiten offenbar gute Wirksamkeit bescheinigte, sind Celebrex und Vioxx.
Schmerzforscher im Pharmasumpf
Letzteres Medikament musste 2004 von Merck vom Markt genommen werden, nachdem es besonders in den USA massenweise verschrieben worden war. Zahlreiche Menschen erlitten nach der längerfristiger Einnahme des Schmerzmittels Herzinfarkte. Im Mai 2005 berichtete die Medizinzeitschrift The Lancet, dass Vioxx in fünf Jahren bei hochgerechnet 88.000 bis 140.000 Menschen allein in den USA schwere Schäden an den Herzkranzgefäßen verursacht haben soll. 44 Prozent dieser Fälle seien tödlich verlaufen. Auch dem Rheuma-Medikament Celebrex werden ähnliche Nebenwirkungen nachgesagt. Es darf nur noch sehr eingeschränkt verwendet werden.
Doch Reubens Verstrickung mit der Pharmaindustrie endet hier nicht: Zwischen 2002 und 2007 erhielt der Mediziner Fördermittel von Pfizer. Zudem war Reuben als bezahlter Sprecher für den Konzern tätig. "Möglicherweise ist Herr Reuben kein Einzelfall. Die Unterstützung der Forschung und von klinischen Studien durch die Industrie ist heute gewünscht und zum Teil unverzichtbar", sagt der Präsident der DIVS, Heinz Laubenthal. "Allerdings ist das sicherlich die Spitze des Eisbergs eines ganzen Systems von Vorteilnahme. Aufgrund des wirtschaftlichen Drucks großer Konzerne sind die Grenzen zwischen dem was legal und dem, was illegal ist, fließend", sagt auch der DIVS-Vize Marcus Schiltenwolf. Jeder Mensch habe seinen Preis.
Wie kann es aber sein, dass ein angesehener Forscher über zwölf Jahre hinweg Studien komplett erfindet, ohne dass dies jemand merkt? Reuben selbst ist nicht der einzige Autor, dessen Name auf den gefälschten Publikationen erschienen ist. "Er hat sich offenbar sehr kreativ angestellt", sagt Schiltenwolf. "Entweder hat er seine Mitautoren geschmiert oder deren Einverständnis wurde gefälscht."
Chirurgie-Professor Neugebauer sieht noch ein weiteres Problem, vor allem bei den Magazinen, die Reubens Arbeiten veröffentlichten: "Viele der eingereichten Daten werden nicht noch einmal im Detail kontrolliert." Ein Abgleich mit den Urdaten finde oft nicht statt und interne Gutachter könnten Fälschungen nicht immer ausschließen.
"Das Ganze wirft ein sehr ungünstiges Licht auf die Qualitätssicherung klinischer Studien in den USA", sagt DIVS-Präsident Laubenthal. Ergebnisse müssen offenbar noch viel gründlicher und intensiver kontrolliert werden. Allerdings: "Wissenschaft wird immer auf Vertrauen basieren". Dieses hat Scott Reuben schändlich missbraucht.
Die Medizin hat so viele Forschritte gemacht, dass bald niemand mehr gesund ist Aldous Huxley
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Wie werden Studie Manipuliert?
Wie werden Studien manipuliert und gefälscht?
Genau so:
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Gefälschte Studie
Der lange Schatten der Manipulation
Von FOCUS-Online-Autorin Monika Preuk
Das Fachmagazin „The Lancet“ hat nach zwölf Jahren eine Studie zurückgezogen, die Autismus als Impffolge darstellte. Das lange Zögern zieht die Qualitätssicherung in der Forschung in Zweifel.
Die Grenzen zwischen Korrektur und Verfälschung sind in der Forschung fließend
Unethische Forschungsmethoden, gefühlloser Umgang mit den Kindern, die an der Studie teilgenommen hatten, und unüberlegte Studienbeschreibung nennt „The Lancet“ als Gründe, eine Studie zurückzuziehen, die das Magazin 1998 veröffentlicht hatte. Die Untersuchung unter der Leitung des britischen Chirurgen Andrew Wakefield beleuchtete den Zusammenhang zwischen der Dreifachimpfung gegen Masern, Mumps, Röteln (MMR) und dem Risiko, Autismus zu bekommen. An der Studie nahmen zwölf autistische Kinder teil. Sie hatten bestimmte Darm-Symptome, die der Studienleiter in Verbindung zu Entwicklungsstörungen der Kinder setzte. Diese Entwicklungsstörungen stehen im Zusammenhang mit Autismus. Wakefield fand zwar keinen genauen Beweise, dass die MMR-Impfung die Darmstörung und damit den Autismus verantwortet, doch riet er Eltern für ihre Kinder statt der Tripel-Impfung zu Einzeldosen. Viele Eltern in Großbritannien folgten dieser Aufforderung. Obwohl schon kurz darauf Kritiker, unter anderem der britische National Health Service, epidemiologische Daten ins Feld führten, die das Gegenteil bewiesen, hielt der Trend lange an. Weitere Studien zeigten, dass die MMR-Impfung keinen Einfluss auf das Autismus-Risiko hat. 2004 kam ans Licht, dass Anwälte Andrew Wakefield bestochen hatten, damit die Eltern der autistischen Kinder deren Krankheit als Impfschaden darstellen konnten. Auf diese Weise wollten sie die Impfstoffhersteller verklagen. Zehn der 13 Co-Autoren von Wakefield distanzierten sich daraufhin von der Studie.
Doch erst jetzt, zwölf Jahre nach Veröffentlichung, zog „The Lancet“ die Studie zurück. „Derartige Rücknahmen sind immer zögerlich“, sagt Stefan Hornbostel vom Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung, Bonn. Erst wenn der Druck aus der Wissenschaftsgemeinschaft zu stark wird, würden Fachblätter nachgeben. Immerhin wirft die Maßnahme einen Schatten auf die Qualität des renommierten Wissenschaftsjournals.
Eigentlich soll das sogenannte Peer-Review-Verfahren im Vorfeld verhindern, dass unkorrekte und gefälschte Studien überhaupt veröffentlicht werden. Für dieses Verfahren prüfen unabhängige Experten (die Peers) eine Studie auf ihre Qualität und geben sie dann erst frei. Diese Qualitätssicherung scheint jedoch wie das aktuelle Beispiel zeigt, nicht ausreichend zu funktionieren. Auch die Wakefield-Studie trug das Gütesiegel „Peer-Reviewed“.
Fälschen leicht gemacht
„Das ganze System ist überlastet“, nennt der Wissenschaftsforscher Stefan Hornbostel einen möglichen Grund. Es wird immer schneller publiziert. Der Bedarf an hochqualifizierten Fachleuten sei dafür enorm, denn ein solides Gutachten ist zeitaufwendig – und wird meist nicht honoriert. „Manche Peers delegieren informell die Gutachterarbeit an ihre Untergebenen“, vermutet Gerhard Fröhlich, Wissenschaftsforscher vom Institut für Philosophie und Wissenschaftstheorie der Johannes Kepler Universität Linz. Er moniert besonders die Peer-Vorgehensweise, oft ohne Datenbankrecherche zu arbeiten. Nur auf diese Weise ließe sich überprüfen, wie viele Studien es bereits zu einem Thema gibt. So lassen sich Ergebnisse der neuen Studie besser einordnen.
Allerdings – echte Fälschungen sind sehr selten, erklärt Stefan Hornbostel: „Meistens geschehen Abweichungen in einer Grauzone zwischen zulässiger und unzulässiger Manipulation.“ Er verdeutlicht das am Beispiel Bildmaterial. Normal sei es, etwa beim Mikroskopieren, Substanzen einzufärben, um Strukturen besser erkenntlich zu machen. Ähnlich verhält es sich beim Ausdruck von Genomformen. Der Computer führt zur Verdeutlichung minimale Korrekturen durch. Jeder, der mit einem Bildbearbeitungsprogramm umgehen kann, weiß jedoch, wie leicht noch mehr geändert werden kann. Die Übergänge zwischen Schönfärberei und echtem Ergebnis sind also fließend.
FĂĽr die Forschung kaum von Bedeutung
Unkorrekte Studienergebnisse haben meist auch die Eigenschaft, dem Erwarteten zu entsprechen. Deshalb fallen sie nicht auf – „und deshalb ist es für die Wissenschaftsgemeinschaft auch meist eher unwichtig, weil es eben nichts wirklich Neues bringt“, ergänzt Stefan Hornbostel. Wenn eine Studie dann nach Jahren, wie im aktuellen Fall, zurückgezogen werde, habe das für die Forschung kaum noch Bedeutung. Die Ergebnisse sind sowieso bereits seit Langem überholt.
Vom ethisch-moralischen Anspruch her ist jedoch schon die geringste Manipulation von Studien negativ: Immerhin hatten sich vor allem in England zahlreiche Eltern nach Veröffentlichung der Ergebnisse geweigert, ihre Kinder impfen zu lassen. Und die Studie war Wasser auf den Mühlen der Impfgegner. In Deutschland blieb sie wahrscheinlich ohne größere Folgen. „Die Impfquoten der Schulanfänger steigen zumindest in den letzten zehn Jahren stetig“, erklärt Susanne Glasmacher, Pressesprecherin vom Robert-Koch-Institut.
Von FOCUS-Online-Autorin Monika Preuk
Das Fachmagazin „The Lancet“ hat nach zwölf Jahren eine Studie zurückgezogen, die Autismus als Impffolge darstellte. Das lange Zögern zieht die Qualitätssicherung in der Forschung in Zweifel.
Die Grenzen zwischen Korrektur und Verfälschung sind in der Forschung fließend
Unethische Forschungsmethoden, gefühlloser Umgang mit den Kindern, die an der Studie teilgenommen hatten, und unüberlegte Studienbeschreibung nennt „The Lancet“ als Gründe, eine Studie zurückzuziehen, die das Magazin 1998 veröffentlicht hatte. Die Untersuchung unter der Leitung des britischen Chirurgen Andrew Wakefield beleuchtete den Zusammenhang zwischen der Dreifachimpfung gegen Masern, Mumps, Röteln (MMR) und dem Risiko, Autismus zu bekommen. An der Studie nahmen zwölf autistische Kinder teil. Sie hatten bestimmte Darm-Symptome, die der Studienleiter in Verbindung zu Entwicklungsstörungen der Kinder setzte. Diese Entwicklungsstörungen stehen im Zusammenhang mit Autismus. Wakefield fand zwar keinen genauen Beweise, dass die MMR-Impfung die Darmstörung und damit den Autismus verantwortet, doch riet er Eltern für ihre Kinder statt der Tripel-Impfung zu Einzeldosen. Viele Eltern in Großbritannien folgten dieser Aufforderung. Obwohl schon kurz darauf Kritiker, unter anderem der britische National Health Service, epidemiologische Daten ins Feld führten, die das Gegenteil bewiesen, hielt der Trend lange an. Weitere Studien zeigten, dass die MMR-Impfung keinen Einfluss auf das Autismus-Risiko hat. 2004 kam ans Licht, dass Anwälte Andrew Wakefield bestochen hatten, damit die Eltern der autistischen Kinder deren Krankheit als Impfschaden darstellen konnten. Auf diese Weise wollten sie die Impfstoffhersteller verklagen. Zehn der 13 Co-Autoren von Wakefield distanzierten sich daraufhin von der Studie.
Doch erst jetzt, zwölf Jahre nach Veröffentlichung, zog „The Lancet“ die Studie zurück. „Derartige Rücknahmen sind immer zögerlich“, sagt Stefan Hornbostel vom Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung, Bonn. Erst wenn der Druck aus der Wissenschaftsgemeinschaft zu stark wird, würden Fachblätter nachgeben. Immerhin wirft die Maßnahme einen Schatten auf die Qualität des renommierten Wissenschaftsjournals.
Eigentlich soll das sogenannte Peer-Review-Verfahren im Vorfeld verhindern, dass unkorrekte und gefälschte Studien überhaupt veröffentlicht werden. Für dieses Verfahren prüfen unabhängige Experten (die Peers) eine Studie auf ihre Qualität und geben sie dann erst frei. Diese Qualitätssicherung scheint jedoch wie das aktuelle Beispiel zeigt, nicht ausreichend zu funktionieren. Auch die Wakefield-Studie trug das Gütesiegel „Peer-Reviewed“.
Fälschen leicht gemacht
„Das ganze System ist überlastet“, nennt der Wissenschaftsforscher Stefan Hornbostel einen möglichen Grund. Es wird immer schneller publiziert. Der Bedarf an hochqualifizierten Fachleuten sei dafür enorm, denn ein solides Gutachten ist zeitaufwendig – und wird meist nicht honoriert. „Manche Peers delegieren informell die Gutachterarbeit an ihre Untergebenen“, vermutet Gerhard Fröhlich, Wissenschaftsforscher vom Institut für Philosophie und Wissenschaftstheorie der Johannes Kepler Universität Linz. Er moniert besonders die Peer-Vorgehensweise, oft ohne Datenbankrecherche zu arbeiten. Nur auf diese Weise ließe sich überprüfen, wie viele Studien es bereits zu einem Thema gibt. So lassen sich Ergebnisse der neuen Studie besser einordnen.
Allerdings – echte Fälschungen sind sehr selten, erklärt Stefan Hornbostel: „Meistens geschehen Abweichungen in einer Grauzone zwischen zulässiger und unzulässiger Manipulation.“ Er verdeutlicht das am Beispiel Bildmaterial. Normal sei es, etwa beim Mikroskopieren, Substanzen einzufärben, um Strukturen besser erkenntlich zu machen. Ähnlich verhält es sich beim Ausdruck von Genomformen. Der Computer führt zur Verdeutlichung minimale Korrekturen durch. Jeder, der mit einem Bildbearbeitungsprogramm umgehen kann, weiß jedoch, wie leicht noch mehr geändert werden kann. Die Übergänge zwischen Schönfärberei und echtem Ergebnis sind also fließend.
FĂĽr die Forschung kaum von Bedeutung
Unkorrekte Studienergebnisse haben meist auch die Eigenschaft, dem Erwarteten zu entsprechen. Deshalb fallen sie nicht auf – „und deshalb ist es für die Wissenschaftsgemeinschaft auch meist eher unwichtig, weil es eben nichts wirklich Neues bringt“, ergänzt Stefan Hornbostel. Wenn eine Studie dann nach Jahren, wie im aktuellen Fall, zurückgezogen werde, habe das für die Forschung kaum noch Bedeutung. Die Ergebnisse sind sowieso bereits seit Langem überholt.
Vom ethisch-moralischen Anspruch her ist jedoch schon die geringste Manipulation von Studien negativ: Immerhin hatten sich vor allem in England zahlreiche Eltern nach Veröffentlichung der Ergebnisse geweigert, ihre Kinder impfen zu lassen. Und die Studie war Wasser auf den Mühlen der Impfgegner. In Deutschland blieb sie wahrscheinlich ohne größere Folgen. „Die Impfquoten der Schulanfänger steigen zumindest in den letzten zehn Jahren stetig“, erklärt Susanne Glasmacher, Pressesprecherin vom Robert-Koch-Institut.
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Re: Fälschung von Studien
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Re: Fälschung von Studien
So lange die Börsenkurse den Erfolg gestalten, solange wird sich daran nichts ändern.
Es ist zum heulen.
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